Hypermnesie
Hypermnesie
Hypermnesie (von griech. "mnesis" - Erinnerung) ist das Gegenteil der Amnesie, also eine verstärkte Erinnerungsfähigkeit.
Im Kontext der Hypnose tritt die Hypermnesie in der Form auf, dass sich ein Hypnotisand sich während einer Trance an Ereignisse erinnert, die er nicht bewusst wahrgenommen hat, an die er sich bewusst nicht willentlich nicht erinnern kann oder von denen er glaubt, sie vergessen zu haben.
Unter Hypermnesie wird weiterhin ein allgemeines Gedächtnisphänomen verstanden, und zwar wenn sich Personen zu einem späteren Zeitpunkt an mehr erinnern als zu einem früheren. Wenn also z. B. Zeugen nach einem Ereignis nicht nur einmal, sondern mehrmals befragt werden, kann es sein, dass sie bei der dritten Befragung mehr korrekte Erinnerungen wiedergeben können als bei der ersten. Dies tritt vor allem dann auf, wenn entsprechende wiederholte Erinnerungsaufforderungen innerhalb kurzer Zeit (z. B. einer Stunde) erfolgen.
Trancezuständ, in denen Hypermnesie auftritt
Die Hypermnesie tritt in der Regel in interaktiven Trancezuständen auf, in denen der Klient eher aktiviert und geistig "wach" (in diesem Fall sogar "über-wach") ist.
In Entspannungstrancen bzw. Tiefenentspannungszuständen ist eher nicht mit einer Hypermnesie zu rechnen, da sich das Gehirn hier zumeist in einem zu tiefen Ruhezustand befindet, der es nicht mehr erlaubt, umfassendere Gedächtnisinformationen abzurufen (häufig ist das Gedächtnis entspannten Hypnosezuständen sogar eher eingeschränkt und es sind sogar eher weniger Informationen abrufbar als im normalen Wachzustand).
Häufige Fehler bei der Induktion einer Hypermnesie
Die Induktion hypermnestischer Trancen ist ein häufig diskutiertes Thema unter Hypnotiseuren. Vielen Hypnotiseuren ist es noch nie gelungen, eine hypermnestische Trance bei einem Klienten zu erreichen, manche glauben sogar, hypermnestische Trancen existieren gar nicht und der Zugang zu erweiterten Bewusstseinswelten in Hypnose sei eher ein "Rollenspiel", bei dem der Hypnotisand "mitspielen" und "einfach irgendwas sagen muss", das dann anschließend als Erinnerung gedeutet wird.
Der Grund hierfür ist zumeist, dass viele Hypnotiseure noch der altertümlichen Vorstellung anhängen, Hypnose sei generell ein Entspannungszustand und davon ausgehen, ein Hypnotisand sei nur dann "tief" in Hypnose, wenn er sehr entspannt ist.
Verwechslungsgefahr bei der Hypermnesie
Wenn ein Hypnotisand im Rahmen einer hypnotischen Trance hypermnestische Wahrnehmungen hat, sollte der Hypnotiseur in jedem Fall kritisch hinterfragen ob diese auch glaubwürdig und realistisch sind.
Bei der Beurteilung von während eines hypermnestischen Zustandes gewonnenen Informationen ist nämlcih auch immer zu bedenken, dass das Unterbewusstsein dazu neigt, nicht vorhandene Informationen bei konkreter Abfrage mit Vorstellungen, die der Erwartungshaltung des Hypnotisanden entsprechen oder auch mit einfach naheliegenden Vorstellungen, manchmal aber auch mit absurd wirkenden, frei assoziierten Episoden auszufüllen, die nicht unbedingt der Wahrheit ähneln müssen bzw. sogar sehr weit von der Wahrheit abweichen können.
Es ist schwierig, zu unterscheiden ob es sich bei dem Zustand aus dem der Hypnotisand die Informationen gewinnt tatsächlich um einen Zustand der Hypermnesie handelt oder ob es sich um einen rein imaginativen Zustand handelt. Auch der Klient selbst hat kaum Möglichkeiten, hier die Realität von Imagination zu unterscheiden, wenn die in der Hypermnesie gewonnene Erinnerung nicht so eindeutig ist, dass er sie klar und sicher in einen bestimmten Zeitverlauf eingliedern und auch logisch über die rein in der Hypnose gewonnenen Erinnerungen hinaus nachvollziehen kann (optimalerweise in der Form, dass die hypnotische Erinnerung eine Art Initialzündung darstellt, die dann auch außerhalb des hypnotischen Zustandes noch weitere Erinnerungen zugänglich macht).