Mnestische Funktionen
Mnestische Funktionen
Mnestische Funktionen (Gedächtnisfunktionen)
Mit mnestischen Funktionen sind Gedächtnis und Erinnerung gemeint, die u.a. Grundlage des Lernens sind. Gedächtnisinhalte werden eingespeichert und wieder aufgerufen. Beides sind komplexe Vorgänge. Oft werden Immediatgedächtnis, Kurzzeitgedächtnis und Langzeitgedächtnis (Altgedächtnis) unterschieden. Immediatgedächtnis und Kurzzeitgedächtnis können gut durch neuropsychologische Tests erfasst und objektiviert werden.
Formal werden unterschieden:
Amnesien
Hypomnesien
Hypermnesien
Paramnesien
Konfabulation
Amnesien
Amnesien
Definition: völliger Gedächtnisverlust für eine gewisse Zeit, Erinnerungslücke
Ausprägungen: Bei der psychogenen Amneseie ist oft eine unbewusste Absicht eruierbar. Die Amnesie unter Alkohol heißt im Volksmund "Blackout", "Filmriss", "Fadenriss", im Psychiatriejargon "Palimpsest"). Die isolierte neurologische amnestische Attacke heißt "amnestische Episode" (Dauer Stunden bis maximal Tage).
Vorkommen: nach Schädelhirntrauma, bei TIAs und Schlaganfällen o.ä. in bestimmten Hirnlokalisationen (basaler Temporallappen, Basilaris-Stromgebiet), psychogen, medikamentös (Narkose), toxisch (Alkoholrausch)
Bedeutung: forensisch wichtiges Phänomen, wenn der Patient während der Amnesie eine kriminelle Handlung begangen hat (z.B. im alkoholischen Palimpsest). Begutachtungsnotwendigkeit!
Anterograde Amnesie (nach dem Ereignis, z.B. nach einem Schädel-Hirntraum)
Retrograde Amnesie (vor dem Ereignis, z.B. vor einem Schädel-Hirn-Trauma)
Bei einer Amnesie während einer Narkose oder Intoxikation (Alkohol!) spricht man nur von Amnesie, ohne Adjektiv
Hypomnesien
Hypomnesien
Glorifizierung der Vergangenheit
Definition: Die lange zurückliegende Vergangenheit wird viel zu schön, vergoldet, glorreich geschildert
Ausprägung: Leise emotionale Umfärbung bis groteske Glorifizierung
Vorkommen: normalpsychologisches Phänomen. Verstärkt bei Demenzen.
Hypermnesien
Hypermnesien
Definition: Steigerung der Erinnerungsfähigkeit
Ausprägung: Oft werden Teilaspekte der aktuellen Situation übergenau und sehr lange erinnert.
Vorkommen: in Extremsituationen (Nahtodeserlebnis o.ä.), Aura epileptischer Anfälle, schwere Angstattacken.
Dysmnesien: durch Anästhetika ausgelöste falsche Erinnerung, während der Narkose missbraucht worden zu sein
Paramnesien
Paramnesie
Als Paramnesie bezeichnet man eine Gedächtnisstörung, bei der die betroffene Person Erinnerungen an Ereignisse hat, die nicht stattgefunden haben.
Halluzinationen oder Illusionen werden als erlebte Erinnerungen empfunden. Auch das Phänomen der Déjà-vu-Erlebnisse zählt zu dieser Kategorie.
Konfabulation
Konfabulationen
Definition: Pseudoerinnerungen bei amnestischen Psychosyndrom
Ausprägung: Beim amnestischen Psychosyndrom werden Gedächtnislücken mit Konfabulationen gefüllt. Das ist leicht erkenntbar. Beim Korsakowsyndrom manchmal Sekundengedächtnis: Alles, was länger als einige Sekunden zurückliegt, wird vergessen; die Gedächtnislücke wird dann manchmal (nicht immer) mit Konfabulationen
gefüllt. Lange zurückliegende Ereignisse und alte Gedächtnisinhalten werden gut erinnert.
Vorkommen: amnestische Psychosyndrome, z.B. Korsakow-Syndrom