Denkstörungen
Denkstörungen
Unter Denken versteht man einen komplexen Prozess, in dem alle Bereich des Alltags analysiert, erfasst und verarbeitet werden. Je nachdem wie ein Mensch denkt, gibt es eine Auskunft über sein Wesen und seine Art die Welt zu erfassen. Da Sprache ein Medium zum Ausdruck des Denkens ist, kann sich dem Behandler im Gespräch das Denken des Patienten offenbaren.Bei den Denkstörungen unterscheidet man in inhaltliche und formale Denkstörungen. Bei den formalen Denkstörungen ist der Denkablauf gestört, während bei den inhaltlichen Denkstörungen der inhaltliche Denkprozess abnorm verändert ist.
Formale Denkstörungen
Bei dieser Gruppe der Störungen ist der formale Gedankenablauf gestört. Formale Denkstörungen sind nicht krankheitsspezifisch. Erst bei gemeinsamen Vorkommen mit anderen psychopathologischen Symptomen führen sie zu einer Diagnose.
Gedankenabreißen Der Gedanke des Betroffenen reißt ab und er kann nicht weiter gedacht werden. Er fühlt sich irgendwie "blockiert". Nach dem "Gedankenabbruch" entsteht eine Lücke, die zunächst nicht durch einen anderen Gedanken gefüllt wird. Der Abbruch wird voll bewusst erlebt (keinerlei Bewusstseinsstörung). Kann bei der Schizophrenie vorkommen.Ideenflucht
Bei dem Klienten kommt es zu einem beschleunigten Denken und Sprechen. Einzelne Gedanken werden in der Regel nicht bis zum Ende gedacht. Der Zusammenhang der sprachlichen Äußerungen ist jedoch nur gelockert, sodass der Untersucher den Ideen noch folgen kann. Die Ideenflucht ist typisch für einen Klienten, der unter einer Manie leidet.
Gehemmtes Denken
Der Vorgang des Denkens ist langsam und schleppend. Der Betroffene erlebt es selbst als mühsam und störend. Unter der Denkhemmung können Patienten leiden, die an einer Schizophrenie oder Depression erkrankt sind.
Zerfahrenes Denken, Denkzerfahrenheit
Das Denken und das Reden der Betroffenen ist zusammenhangslos. Es besteht aus zerrissenen, scheinbar zufällig zusammengesetzten Sätzen, die ohne Sinnhaftigkeit nebeneinander stehen. Kommt bei der Schizophrenie vor.
Perseveration
Bei der Perseveration kommt es zu einem ständigen Wiederholen eines bestimmten Gedankens. Die Perseveration kann u.a. bei Schizophrenie und Wahnhaften Störungen vorkommen.Neologismen
Unter Neologismen versteht man Wortneuschöfungen, die oft nicht unmittelbar verständlich sind.
Inhaltliche Denkstörungen
Bei dieser Gruppe der Störungen ist der Inhalt des Denkens gestört.
Wahn
Bei einem Wahn kommt es zu einer inhaltlich falschen Beurteilung der Realität. Der Betroffene ist von dieser jedoch überzeugt und hält an ihr fest. Seine Überzeugung steht aber im Widerspruch zur Wirklichkeit.Der Kranke hat kein Bedürfnis nach einer Begründung seiner wahnhaften Meinung, ihre Richtigkeit ist für ihn Realität.
Folgende Begrifflichkeiten werden im Zusammenhang mit dem Thema Wahn verwendet:
Wahnstimmung
Mit der Wahnstimmung kündigt sich der Wahn oftmals an. Der Betroffene ist angespannt und hat das Gefühl, das etwas in der Luft liegt. Am häufigsten ist die Stimmung der Unheimlichkeit, das Misstrauen, des Verändertenseins (des Kranken selbst oder seiner Umgebung), der Bedrohung, der Angst, manchmal auch der Gehobenheit, Euphorie und Zuversicht.
Wahnwahrnehmungen
Reale Sinneswahrnehmungen erhalten eine abnorme Bedeutung. Die Wahnwahrnehmung ist also eine wahnhafte Fehlinterpretation einer an sich richtigen Wahrnehmung. Der Klient nimmt etwas mit seinen Sinnen wahr und deutet es so um, dass es in sein Wahnsystem passt.Wahneinfall
Wahneinfall nennt man das gedankliche Auftreten von wahnhaften Vorstellungen und Überzeugungen. Diese treten meist plötzlich und unvermittelt auf.
Systematisierter Wahn, Wahnsystem
Der Betroffene des Wahns entwickelt durch Verknüpfungen und Erklärungsversuche ein Wahnsystem, in dem es für ihn eine Logik gibt. Es entsteht ein für ihn stimmiges Wahnsystem.
Je nach Krankheitsbild kann es zu verschiedenen Wahninhalten kommen.
Typisch für Schizophrenie:
Beeinträchtigungs- und Verfolgungswahn, paranoider Wahn. Der Kranke erlebt sich selbst als Ziel von Feinseligkeiten und fühlt sich von seiner Umwelt bedroht, gekränkt oder beleidigt.
Beziehungswahn: Patient bezieht bestimmte Ereignisse auf sich. Er sieht z.B. einen Zusammenhang zwischen einem Tsunami und sich.
Beeinflussungswahn: Der Betroffene glaubt, dass er von anderen negativ beeinflusst wird , z.B. durch Bestrahlung
Typisch für Manie:
Größenwahn: Wahnhafte Selbstüberschätzung und Selbstüberhöhung (auch bei Schizophrenie).
Typisch für wahnhafte (psychotische) Depression:
Verarmungswahn: Wahnhafte Überzeugung, nicht genug Mittel zum Lebensunterhalt zu haben
Schuldwahn: Wahnhafte Überzeugung, Schuld auf sich geladen zu haben.
Versündigungswahn: Wahnhafte Überzeugung, schwere Sünden begangen zu haben, die dann Krankheitsursache sind (oder sein können).
Nihilistischer Wahn: Wahnhafte Überzeugung, nichts zu sein, nicht mehr zu existieren
Hypochondrischer Wahn : Wahnhafte Überzeugung, krank zu sein
Typisch für alkoholbedingte Psychose:
Eifersuchtswahn: Wahnhafte Überzeugung, vom Lebenspartner betrogen und hintergangen zu werden.
Befürchtungen und Zwänge
Neben dem Wahn gehören auch Ängste und Zwänge zu den inhaltlichen Denkstörungen. Wichtig ist dabei zu unterscheiden, dass der Klient sich bei Ängsten und Zwängen der "Unsinnigkeit" bewusst ist, während ein Patient, der unter Wahn leidet, von dessen Realität überzeugt ist.
Phobien
Als Phobie bezeichnet man eine Angst oder Befürchtung vor einem bestimmten Objekt oder einer bestimmten Situation, die in der Regel mit Vermeidungsverhalten einhergeht.
Zwangsgedanken
Gedanken, die sich immer wieder aufdrängen. Diese sind nicht zu unterdrücken und werden von dem Patienten als belastend empfunden.
Zwangshandlung
Unter Zwangshandlungen versteht man Handlungen, die der Patient immer wieder umsetzen muss. Dabei ist ihm die Unsinnigkeit der Handlungen bewusst. Der Betroffene gibt den Handlungen nach, um die ansonsten in ihm entstehenden Spannungszustände anzubauen.