Somnambulismus

Somnambulismus

Der Begriff Somnambulismus entstammt dem lateinischen Wort für "Schlafwandeln".

Es handelt sich hierbei um einen Hypnose-Zustand, bei dem der Klient besonders aufnahmefähig für Suggestionen ist und bei dem er sich im Anschluss in manchen Fällen nicht an die Inhalte der Hypnosesitzung erinnern kann.

Somnambulismus aus neurologischer Sicht

Der Somnambulismus lässt sich am ehesten als Mischzustand zwischen Wachzustand und REM-Schlaf (Traumschlaf) erklären.

Das Bewusstsein des Probanden wird durch gezielte Hypnoseinduktionen so weit eingeschränkt, dass es an Beurteilungsfähigkeit verliert und Sachverhalte akzeptiert, wie sie kommen. Dies kennt man auch aus Träumen - der Träumende erlebt einen Traum in der Regel als real und sieht sich als Bestandteil des Traums ohne den Wahrheitsgehalt des gerade geschehenden zu hinterfragen. Nur in selteneren Fällen realisiert der Träumende, dass er träumt und erlebt den Traum dann bewusst oder weckt sich bewusst selbst.

Ein wichtiges Merkmal des REM-Schlafs ist ein geringer Muskeltonus der quergestreiften Muskulatur und eine Art Lähmung des gesamten Körpers, die verhindern soll, dass der Mensch während des Träumens Bewegungen ausführt, die er im Traum ausführt und sich damit verletzt oder in Gefahr begibt. So kann durch das Gehirn gewährleistet werden, dass der Träumende sich im Traum scheibar "real" bewegen kann ohne dass sein Körper diese Bewegungen tatsächlich umsetzt. Diese Bewegungsblockade wirkt nicht immer zu 100%, was dann dazu führt, dass Menschen im Traum sprechen, sich bewegen oder in ausgeprägteren Fällen Schlafwandeln.

Zusätzlich kommt es beim REM-Schlaf zu einer schnellen Augenbewegung (REM = Rapid Eye Movement), die im Zustand des Somnambulismus ebenfalls nicht vorkommt.

Der Somnambulismus ist also vergleichbar mit einem gezielt hergestellten Zustand des Schlafwandelns im Rahmen eines eingeschränkten REM-Schlafs mit vorheriger Erzeugung eines Rapports, der dafür sorgt, dass der Proband die Stimme des Hypnotiseurs auch noch in diesem Zustand wahrnimmt und ihre inhaltlichen Vorgaben sich in seine "Traumwelt" einfügen - Eine Art partieller REM-Schlaf, der sogar das Öffnen der Augen erlaubt ohne dass der Proband dadurch daraus erwacht.

Erzeugung des Somnambulismus

Der Somnambulismus wird in der Regel nicht durch bestimmte Hypnose-Techniken, sondern vor allem durch eine gezielte Induktionsstrategie erzeugt.

Der Hypnotiseur muss dabei darauf achten, dass er die richtige Mischung aufrecht erhält und der Hypnotisand weder in einer zu oberflächlichen Trance bleibt, noch zu tief in eine Entspannungstrance absinkt. Bei zu oberflächlichen Trancen bleibt das Bewusstsein zu aktiv, bei zu tiefen entspannenden Trancen geht der Hypnotisand eher in einen schlafartigen Ruhezustand über, in dem er entweder nicht ansprechbar bleibt oder aus dem er zu leicht wieder in einen bewussten Zustand "aufwacht".

Showhypnotiseure nutzen hier zumeist eine gezielte Mischung aus Trance und Aktivität mit häufigen Fraktionierungen.
Durch eine extra auf das Ziel der Erzeugung des Somnambulismus ausgelegte Strukturierung ihrer Show führen sie ihre Hypnotisanden kontinuierlich in einen Trancezustand, achten aber darauf, dass sie nicht zu tief absinken. Für einen externen Betrachter, der die Mechanismen der Showhypnose nicht kennt ist ihre Einleitungsstrategie kaum erkennbar, denn sie gestalten ihr Programm so, dass der Zuschauer die unterschiedlichen Phasen der Trance, die die Hypnotisanden auf der Bühne durchschreiten kaum identifizieren kann. Der Kenner sieht aber, dass ein Showhypnotiseur zumeist mit sehr einfachen "Aufgaben" an seine Hypnotisanden beginnt, die ein Mensch auch in relativ leichter, nicht-somnambuler Trance noch erfüllen kann (Levitation, Katalepsie, Elemente der Blitzhypnose) und das Anforderungsniveau kontinuierlich steigert. Dabei vertieft er die Trance der Hypnotisanden kontinuierlich bis sie den Zustand des Somanmbulismus erreicht haben und am Höhepunkt der Show nun auch "schwierigere" hypnotische Aufgaben erfüllen können.

Mit einer Vergleichbaren Induktionsroutine könnte auch jeder Hypnotiseur außerhalb einer Show somnambule Zustände erzeugen. Außerhalb einer Show wirkt eine solche Einleitungsstrategie zumeist aber etwas ungewöhnlich und ist auch nicht unbedingt leicht zu handhaben. Diese Tatsache sorgt dafür, dass die meisten Hypnotiseure und Hypnosetherapeuten nur selten bis nie einen Somnambulismus erzeugen.

Gehirnwellen im Somnambulismus

Wie auch im REM-Schlaf sind im Somnambulismus verstärkt Alpha- und Theta-Wellen messbar.

Ein wichtiger Faktor des Somnambulismus sind die Theta-Wellen. Sie unterscheiden ihn von der "normalen" therapeutischen Hypnose, die vor allem von Alpha-Wellen dominiert ist. Theta-Wellen kommen bei normalen nicht-somnabulen Hypnose-Sitzungen deutlich seltener vor.

Ein bedeutender Aspekt ist aber die Mischung aus Alpha- und Theta-Wellen. Nur eine ausgewogene Mischung hält den Somnambulismus aufrecht. Bekommen die Theta-Aktivitäten eine vorherrschende Position, geht der Hypnotisand in einen normalen Schlaf über. Dominieren die Alpha-Aktivitäten zu sehr, "wacht der Hypnotisand auf" bzw. geht in einen leichten Hypnosezustand über, in dem er sein realitätsbeurteilendes Bewusstsein zurückerhält.

Man kann also einen Somnambulismus nicht allein durch die Stimulation mit Theta-Wellen (z.B. mit binauralen Klängen, Mind-Machines oder Magnetstimulation) erreichen, sondern müsste eine Stimulationsart wählen, die sowohl Alpha als auch Theta parallel stimuliert. Eine solche Stimulation, also eine Art elektronische Erzeugung des Somnambulismus ist möglich, erfordert aber spezielle Kenntnisse in der Programmierung solcher Stimulationsgeräte bzw. in der Tontechnik, über die nur wenige Spezialisten verfügen. Im Rahmen der Hypnose-Forschung wurden von TherMedius eine Reihe solcher Programme und Ton-Files entwickelt, die sich in Tests auch als recht effizient erwiesen haben.

Käuflich sind solche Somnambulismus erzeugenden Mind-Machineprogramme oder Audio-CDs aber unseres Wissens nach aber nicht verfügbar. Reguläre Hypnose-CDs, wie man sie käuflich erwerben kann funktionieren nach einem gänzlich anderen Prinzip und verwenden in der Regel wenn überhaupt eine leichte Alpha-Stimulation, die nur relativ leichte Trancen erzeugt, die häufig auch direkt in einen normalen Schlaf übergehen können.

TherMedius stellt diese Programme und CDs auf Wunsch fortgeschrittenen Absolventen, die routiniert im Umgang mit der Hypnose sind und alle notwendigen Hypnose-Techniken beherrschen zu Forschungszwecken zur Verfügung. Eine Herausgabe an Laien oder Institutsfremde Hypnotiseure ist aber aus Sicherheitsgründen und aufgrund der Intensität der möglichen Wirkung leider nicht möglich.

Kann jeder Mensch den Somnambulismus erreichen?

Mit hoher Wahrscheinlichkeit nein.

Wie schon oben beschrieben bedarf es für den Somnambulismus einer ganz bestimmten Konstellation aus Alpha- und Theta-Aktivitäten im Gehirn sowie der Abschaltung der "Sicherungssystem" des REM-Schlafs.

Eine alte Faustregel der Showhypnotiseure besagt, dass etwa 20-30% der Menschen geeignet sind, somnambule Trancezustände aus dem Stehgreif (also auf der Bühne) zu erreichen.

Diese Zahl ist vielleicht von demher nicht ausreichend, dass es für Showhypnotiseure vor allem wichtig ist, dass ein Mensch den Somnambulismus sofort und ohne weitere Vorbereitung im Rahmen einer Show-Induktion erreichen kann und sie in ihre Berechnung nicht mit einbeziehen, wie viel Prozent der Menschen den Somnambulismus nach etwas Übung, Vorbereitung und Training erreichen könnten. Da Showhypnotiseure keine Gelegenheit haben, mit ihren Show-Teilnehmern vorab Trancezustände zu trainieren spielt dieser Faktor für sie naturgemäß keine Rolle.

Aus Sicht der Hypnose-Forschung sich die Zahl derer, die einen somnambulen Zustand erreichen können mit etwas Training auf 50-60% verdoppeln. Ca. 40% der Menschen sind erfahrungsgemäß aber gänzlich ungeeignet, weil ihr Gehirn einfach nicht in der Lage ist, einen solchen künstlich erzeugten Bewusstseinszustand über längere Zeit stabil aufrecht zu erhalten.

Eine Vielzahl von Einflüssen wie Migräne, Depressionen, Angsterkrankungen, Schlafstörungen, neurologische Erkrankungen wie bspw. Parkinson, Übermüdung, Alkohol- oder Drogenkonsum, ADS /ADHS oder einfach die allgemeine Tagesform können die Flexibilität des Gehirns in Bezug auf Zustandsveränderungen einschränken und damit einen Somnambulismus, der eine relativ hohe Anforderung an das Gehirn in Bezug auf das Ausführen ungewöhnlicher Aktivitäten im Sinne der Erzeugung ungewöhnlicher Frequenzkombinationen darstellt unmöglich machen.

Das heißt nicht, dass Menschen, die keinen Somnambulismus erreichen generell nicht hypnotisierbar sind. Einfachere Trancen oder "normale" therapeutische Trancen, die für eine hypnotherapeutische Behandlung notwendig sind können trotzdem durchaus erreicht werden, da sie für das Gehirn leichter realisierbar sind.

Somnambulismus in der therapeutischen Praxis

In der therapeutischen Arbeit mit Hypnose kommt der Somnambulismus nur relativ selten vor.

Da er eine Art Wachtraumzustand ist, ist seine Langzeitwirkung stark eingeschränkt und es gibt eine Vielzahl von Hinweisen darauf, dass Suggestionen, die in einem somnambulen Zustand gegeben werden nur sehr kurzfristig wirken und nach der Ausleitung der Hypnose sehr schnell wieder unwirksam werden. Ein Klient würde bspw. von einer Rauchentwöhnung in einem somnambulen Zustand daher nicht sonderlich profitieren, denn sie würde mit hoher Wahrscheinlichkeit nur 1-2 Stunden wirken und dann wieder "verpuffen".

Grund dafür ist mit hoher Wahrscheinlichkeit die zu ausgeprägte Theta-Aktivität. Für den Langzeit-Erfolg einer Hypnosebehandlung benötigt der Hypnotiseur oder Hypnosetherapeut vor allem einen guten Zugang zu tiefen inneren Speicherungen, die sich zumeist im Langzeitgedächtnis befinden. Dieses ist aber am besten im Rahmen einer mittleren Alpha-Aktivität erreichbar. Eine zu leichte Trance, aber auch eine zu tiefe theta-lastige Trance, wie sie in diesem Fall der Somnambulismus darstellt können dafür verantwortlich sein, dass das Langzeitgedächtnis nur unzureichend in die therapeutische Arbeit eingebunden ist und die anhaltende Tiefenwirkung, die das eigentliche Ziel einer Hypnosebehandlung ist ausbleibt.

Der bei Hypnotiseuren und Hypnosetherapeuten weit verbreitete Glaube, man könne durch die Erzeugung von Somnambulismus die Wirkungsintensität einer Behandlung steigern ist also aus neurologischer Sicht falsch. Dieser Glaube resultiert vermutlich aus der Beobachtung, dass Hypnotisanden im Rahmen einer Showhypnose besonders gut und bereitwillig auf die Suggestionen des Showhypnotiseurs reagieren. Diese Beobachtung führt beim Betrachter, der nicht weiß, dass der Somnambulismus vor allem ein temporärer Zustand ist aber irrtümlicher Weise zur Vermutung, dass alle Suggestionen besser aufgenommen werden. Tatsächlich ist das aber eben gerade nicht so.

In der therapeutischen Praxis kann man somnambule Zustände am ehesten bei interaktiven Hypnose-Anwendungen wie bspw. der Reinkarnationstherapie beobachten. Hier kommt es desöfteren vor, dass Klienten, die die Sitzung besonders intensiv erleben in somnambule Zustände übergehen.

Somnambulismus und Amnesie

Man hört häufig, dass Menschen sich im Anschluss an einen Somnambulismus nicht mehr an die Inhalte dessen, was sie erlebt oder getan haben erinnern.

Verantwortlich ist dafür aber in der Regel nicht eine Amnesie erzeugende Suggestion des Hypnotiseurs, sondern ein Schutzmechanismus des Gehirns, den es auch beim Traumschlaf einsetzt. Viele Menschen erinnern sich nach dem Aufwachen nur teilweise oder gar nicht an die Inhalte ihrer Träume. Grund dafür ist, dass das Gehirn eine Unterscheidung zwischen Schlaf- und Wachinhalten vornimmt, um den Menschen im Erleben der tatsächlichen Realität nicht zu verwirren. Wären Träume vollständig erinnerbar, könnte es zu Komplikationen in der Wahrnehmung der Realität kommen, denn bei einer zu geringen Trennung könnte der Mensch nicht mehr unterscheiden, welche Inhalte seiner Erinnerungen real sind und welche nur aus Träumen stammen.

Bei bestimmten neurologischen Erkrankungen wie bspw. der Narkolepsie ist dieser Schutzmechanismus gestört. Patienten erleben ihre (Tag-)-Träume als real und nehmen Trauminhalte als tatsächlich in ihrer realen Welt existent wahr. Man könnte also sagen, bei manchen Narkoleptikern entsteht der Somnambulismus ein Stück weit automatisch aufgrund ihrer Krankheit. Aus berichten betroffener Narkolepsie-Patienten weiß man, wie belastend eine solche mangelnde Unterscheidung zwischen Traum und Realität im Alltag sein kann. Auch Wahnvorstellungen wie sie bspw. bei Schizophrenie vorkommen können sind traumartig erzeugte Bewusstseinsinhalte, die vom Betroffenen als real wahrgenommen werden und seinen Alltag auf unangenehme Weise beeinflussen. Wahninhalte aus der Schizophrenie entstehen aber aus einem anderen Mechanismus heraus und sind mit dem Somnambulismus eher nicht zu vergleichen. Dennoch können sie als gutes Beispiel dafür dienen, wieso es wichtig ist, dass das Gehirn Trauminhalte abschwächt oder ganz vergessen lässt.

Da der Somnambulismus dem Traumschlaf relativ nah ist, greifen bei ihm also häufig die selben Mechanismen wie nach einem Traum und das Gehirn sorgt dafür, dass sich der Hypnotisand im Anschluss an die Inhalte des vermeintlichen Traums nicht erinnern kann.

Suggestionen seitens des Hypnotiseurs sind in diesem Fall eher als "Kosmetik" bzw. als Showeffekt zu sehen, der die Zuschauer beeindrucken soll. Scheinbar sind sich einige Showhypnotiseure dieses Mechanismus nicht einmal bewusst und glauben sogar tatsächlich, ihre Amnesie-Suggestionen seien dafür verantwortlich, dass der Hypnotisand sich nicht erinnert.

Vermutlich deshalb weil Showhypnotiseure in der Regel kein größeres neurologisches Hintergrundwissen haben und einen Großteil ihrer Techniken aus der Beobachtung heraus und aus dem Übernehmen von Vorgehensweisen anderer Showhypnotiseure entwickelt haben. Showhypnose ist relativ gut durch Immitation erlernbar und man benötigt nicht unbedingt ein größeres hypnotisches oder therapeutisches Wissen, um sie erfolgreich durchzuführen. Man muss es "einfach nur tun". Was tatsächlich im Hintergrund - also im Gehirn des Hypnotisanden - geschieht bleibt von außen selbst für den Showhypnotiseur unerkennbar. Deshalb eröffnet sich viel Raum für Spekultionen und Versuche, beobachteten Sachverhalten eine scheinbare Logik zu geben. Wenn ein Showhypnotiseur eine Amnesie-Suggestion gibt und der Hypnotisand sich anschließend tatsächlich nicht erinnern kann, liegt für ihn also die Vermutung nah, dass seine Suggestion "funktioniert hat". Erinnert sich ein Hypnotisand einmal doch "hat sein Unterbewusstsein die Suggestion eben nicht angenommen".

Tatsächlich verhält es sich aber auch mit der Amnesie nach einem somnambulen Trancezustand ähnlich wie mit den Erinnerungen an Träume - der eine erinnert sich mehr, der andere weniger. Die Annahme, dass Showhypnose-Teilnehmer sich grundsätzlich nicht an die Show erinnern können ist grundlegend falsch. Sehr viele erinnern sich sogar komplett daran.

Diese Erinnerungen von Hypnotisanden, bei denen nach einer Showhypnose keine Amnesie eingetreten ist, sind es übrigens auch, die zum großen Teil die Gerüchte gestärkt haben, Showhypnose sei nur gestellt und die Teilnehmer seine gar nicht wirklich in Hypnose. Ein Showhypnose-Teilnehmer, bei dem keine Amnesie im Anschluss an den Somnambulismus eingetreten ist, erinnert sich an sein Verhalten während des Somnambulismus nämlich als von ihm selbst gewollte Einwilligung in die hypnotischen Aufträge des Hypnotiseurs. Tatsächlich entsteht im Somnambulismus häufig eine sehr intensive Ja-Haltung. Der Hypnotisand tut einfach, was ihm gesagt wird und hinterfragt die Aufgabe gar nicht. Erinnert er sich im Anschluss daran, wird er vermutlich sagen "Ich hab mir einfach gedacht, dann mach ich das halt...". Da er während des Somnambulismus keine innere Ja/Nein-Abwägung hatte erinnert er sich natürlich auch nicht an innere Gegenwehr oder an Gedanken wie "Ich will das nicht, aber ich muss es tun...". Sie waren einfach nicht existent. Rückblickend aus einem bewussten Zustand heraus kommt der Hypnotisand also nicht zur Meinung, zu etwas gezwungen gewesen oder von den Worten des Hypnotiseurs gesteuert zu sein. Aus seinem jetzt wieder rationalen Alltagsdenken kommt er eher zur Bewertung "Ich hätte mich wehren können, wenn ich gewollt hätte, aber ich wollte ja garnicht und deshalb hab ich gemacht, was der Hypnotiseur gesagt hat". Selbst dem Hypnotisanden ist in diesem Moment also nicht klar, wie tief er wirklich in Hypnose war und welch intensive Wirkung die Worte des Hypnotiseurs auf ihn hatten.

Ob nach einem Somnambulismus also eine Amnesie eintritt liegt vor allem am Gehirn des Hypnotisanden. Ein weiterer Hinweis darauf sind übrigens auch unzählige Hypnotisanden, bei denen eine Amnesie ohne jegliche vorherige Suggestion aufgetreten ist bzw. Hypnotisanden, bei denen eine Amnesie auftrat obwohl der Hypnotiseur ihnen vor der Hypnose-Ausleitung die Suggestion gab "Du wirst Dich an alles erinnern können".

Nur dass eine Amnesie im Anschluss an eine Hypnose-Sitzung auftritt bedeutet übrigens noch nicht, dass der Klient in einem somnambulen Zustand war. Es könnte auch ein Hinweis darauf sein, dass der Klient sich in einer sehr tiefen Entspannungstrance befand oder schlichtweg im Rahmen einer Tiefenentspannung eingeschlafen ist. In solchen Fällen bekommt der Klient schon während der Trance nichts mehr mit. Voraussetzung für eine Amnesie ist aber, dass Inhalte nicht mehr erinnert werden können, die zuvor bewusst waren.

Am ehesten lässt eine Amnesie also einen Rückschluss darauf, dass der Klient den Somnambulismus erreicht hat zu, wenn er während der Hypnose eindeutig gezeigt hat, dass eine bewusste Wahrnehmung vorhanden ist (indem er z.B. mit dem Hypnotiseur spricht und diesem Fragen beantwortet) und sich danach nicht mehr daran erinnern kann. War der Klient während der Sitzung still und regungslos und kann sich im Anschluss an keine Inhalte der Sitzung mehr erinnern, ist dies eher ein Zeichen für einen dissoziativen Zustand als für Somnambulismus und das Fehlen von Erinnerungen liegt nicht an einer Amnesie sondern der von vornherein fehlenden Aufnahme von Informationen. Solche dissoziativen Zustände, in denen der Klient während der Sitzung "weg" ist bergen übrigens auch das Risiko in sich, dass der Klient allgemein keine Suggestionen aufnimmt und die Sitzung ohne Wirkung bleibt. Die weit verbreitete Vermutung, das Bewusstsein müsse in Hypnose abgeschaltet werden, damit die Suggestionen besser das Unterbewusstsein erreichen können ist also auch nicht viel mehr als ein Klischee.

Somnambulismus in der Hypnose-Ausbildung

Somnambulismus bedarf keiner speziellen Einleitungstechnik, sondern vor allem einer strategischen Vorgehensweise bei der Einleitung.
Im Rahmen der TherMedius Hypnose-Ausbildung können Hypnotiseure und Hypnosetherapeuten selbstverständlich auch die Erzeugung des Somnambulismus erlernen.

Wir möchten aber noch einmal betonen, dass der Somnambulismus in der Therapie oder im Coaching keine besondere Rolle spielt, sondern vor allem bei Interaktiven Anwendungen wie der Reinkarnationstherapie oder zur Hypnose-Demonstration z.B. bei Vorträgen oder Workshops eingesetzt wird. Ansonsten gehört der Somnambulismus für Hypnotiseure eher zum Hintergrundwissen und wird in der therapeutischen Praxis fast nie eingesetzt, da er keinen konkreten Vorteil im Vergleich zu anderen hypnotischen Zuständen bringt bzw. im Gegenteil sogar konkrete Nachteile mit sich bringen kann.

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