Kohnstamm-Effekt
Kohnstamm-Effekt
Beim Kohnstamm-Effekt bzw. dem Kohnstamm-Phänomen (benannt nach dem deutschen Neurologen und Psychiater Oskar Kohnstamm) handelt es sich um eine unwillkürliche (also nicht willentlich gesteuerte) Muskelbewegung nach einer längeren, intensiven Muskel-Anspannung.
Einfacher Versuch zum Kohnstamm-Effekt
Ein Proband hält seinen Arm waagerecht ausgestreckt.
Der Versuchsleiter drückt von oben auf den Arm, der Proband drückt dagegen und hält den Arm dadurch in der Waagerechten.
Nach etwa 2 Minuten lässt der Versuchsleiter los und der Proband nimmt den Arm herunter und lässt ihn locker hängen (ohne ihn weiter bewusst zu beeinflussen).
Nach einiger Zeit (wenige Sekunden bis 2 Minuten) beginnt sich der Arm nun von selbst zu heben als wäre er ferngesteuert.
Der Proband erlebt dies als würde "andere Macht die Kontrolle über seinen Arm übernehmen".
Erklärungsansätze zum Kohnstamm-Effekt
Ein häufig vertretener Erklärungsansatz zum Kohnstamm-Effekt ist, dass er darauf beruht, dass das Gehirn Bewegungen und Haltungen, die kontinuierlich über einen längeren Zeitraum durchgeführt bzw. eingenommen werden "automatisiert".
Nachdem der Proband einige Sekunden gegengedrückt hat, hat sein Gehirn verinnerlicht, dass es gegendrücken soll.
Wenn er seinen Arm dann herunternimmt und nichts anderes mit ihm tut (das ist eine wichtige Voraussetzung für den Kohnstamm-Effekt!), werden mit der Zeit die "Speicher", die eben noch für das "Gegenhalten" zuständig waren aktiv und versuchen die vermeintlich noch immer vorliegende Aufgabe weiter zu erfüllen. Da nun kein Gegendruck mehr vorhanden ist und der Arm sich auch nicht mehr in der Waagerechten befindet wirkt sich die Absicht des Gegenhaltenwollens nun in der Form aus, dass der Arm sich hebt (er gibt Muskelkraft nach oben, da aber kein Hindernis ihn blockiert, hebt er sich).
Kohnstamm-Effekt nur bedingt spektakulär
Auch heute noch wird der Kohnstamm-Effekt in Anlehnung an Aussagen aus älteren Fachbüchern regelmäßig als "spektakulär" bezeichnet und ab und an liest man sogar noch in Artikeln über Hypnose, dass man Klienten damit unglaublich faszinieren und von der Wirksamkeit der Hypnose überzeugen kann.
Hierzu sei aber gesagt:
Heutzutage wird es kaum noch als spektakulär empfunden, wenn der Arm sich hebt, nachdem man ihn 2 Minuten gegen ein Hindernis gedrückt hat. Fast jeder moderne Mensch kann ableiten, dass da noch eine Restspannung in der Muskulatur oder eine Restaktivität in der Muskelsteuerung vorhanden ist. Die Verblüffung hält sich zumeist in Grenzen...
Der Kohnstamm-Effekt hat wenig bis gar nichts mit Hypnose zu tun - er funktioniert weder über Suggestion, noch macht man ihn sich bei der Hypnose in abgewandelter Form zunutze
Verwechslung / Vermengung mit Carpenter-Effekt
Die regelmäßige Erwähnung des Kohnstamm-Effektes im Zusammenhang mit Hypnose hat vermutlich damit zu tun, dass er dem Carpenter-Effekt ähnelt, der eng mit der Hypnose verrknüpft ist und ebenfalls häufig durch das für den Probanden nicht selbstgesteuer wirkende "nach oben Schweben" eines Armes demonstriert wird (siehe Armlevitation).