Trance-Verwechsler
Trance-Verwechsler
Die Bezeichnung Trance-Verwechsler wurde für Menschen geprägt, deren Unterbewusstsein dazu tendiert, das Gegenteil dessen auszuführen, was ihm in Hypnose suggeriert wird.
Die Theorie des Trance-Verwechslers entstand im Rahmen der Hypnose-Forschung und aufgrund von Erfahrungen von Hypnotiseuren in ihren Praxen, die feststellten, dass die Symptome vereinzelter Klienten sich nach einer Hypnosebehandlung eher noch verstärkten und sich eher das Gegenteil dessen einstellt, was der Hypnotiseur im Rahmen der Sitzung zu erreichen versuchte.
Der Hypnotiseur versuchte bspw. einem Klienten das Rauchen abzugewöhnen, woraufhin sein Verlangen nach Zigaretten sich nur steigerte. Oder er versuchte, einer Klientin die Lust auf Schokolade zu nehmen, woraufhin sie einen regelrechten Heißhunger auf Schokolade bekam.
Beobachtungen zeigten, dass Trance-Verwechsler in der Regel keine ablehnende Haltung gegenüber der Hypnose oder irgendwelche psychischen Auffälligkeiten haben, die sie von anderen Klienten unterscheiden. Lt. Aussagen der Hypnotiseure und Hypnosetherapeuten, die mit Trance-Verwechslern zu tun hatten, gab es keinerlei Hiinweise, die auf eine veränderte Hypnotisierbarkeit schließen ließen. Die betroffenen Klienten stellten in Bezug auf ihre Einstellung einen normalen Querschnitt durch die üblichen zu erwartenden Klienten in einer Hypnose-Praxis da (von zurückhaltend-skeptisch bis offen-hypnoseüberzeugt).
Es wird deshalb vermutet, dass es sich hierbei weniger um ein psychologisches als vielmehr um ein neurologisches Phänomen handelt, bei dem das Gehirn von Trance-Verwechslern die hypnotische Trance bzw. bestimmte hypnotische Inhalte auf andere Weise - also genau umgekehrt - verarbeitet als das Gehirn des Durchschnittsmenschen.
Trance-Verwechsler - nicht generell
Eine typische Verwechslung in Hypnose ist die Links-Rechts-Verwechslung. Sie regelmäßig bei Armlevitationen vor (ca. 1-3 % der Menschen).
Eine Neigung zur Links-Rechts-Verwechslung muss allerdings noch kein Hinweis auf eine allgemeine Trance-Verwechslung sein. Es konnte nicht festgestellt werden, dass Links-Rechts-Verwechsler auffällig zur allgemeinen Tranceverwechslung neigen.
Ebenfalls häufig (sogar bei bis zu 50% der Menschen!) kommt die Kalt-Warm-Verwechslung vor. Bei der Kalt-Warm-Verwechslung wird ein Körperteil, das laut Suggestionen warm werden soll kalt bzw. ein Körperteil, das laut Suggestion kalt werden soll warm. Solche gegenläufigen Reaktionen werden häufig auch beim Autogenen Training beobachtet. Die Kalt-Warm-Verwechslung ist physiologisch relativ leicht erklärbar: Durch die Suggestion, dass bspw. die Hand warm ist reagiert der Körper mit einer Abkühlunsreaktion. Die Wärmesuggestion erzeugt also eine Schutzreaktion und verursacht das Gegenteil. Hier hat sich bei Erkennen einer solchen Verwechslung eine einfache Umkehrung bewährt (wenn die Hand kalt ist und warm werden soll, suggeriert man bspw. dass sie in Eiswürfel gelegt wird, der Körperliche Schutzmechanismus wird ausgelöst und die Hand wird warm, was auch die Ursprüngliche Absicht ist). Eine Umkehrung der Suggestionen ist in diesem Fall relativ gefahrlos möglich, da außer das die Hand kalt bleibt nicht viel passieren kann.
Die Kalt-Warm-Verwechslung ist allerdings auch noch kein Indiz für eine generelle Trance-Verwechslung. Auch hier konnte kein Hinweis festgestellt werden, dass ein nachweisbarer Zusammenhang besteht.
Umgang mit Trance-Verwechslern
Nicht jeder Klient, der nach einer hypnotischen Trance eine gegenteilige Wirkung zeigt muss auch automatisch ein Trance-Verwechsler sein.
Auch andere Ursachen können das Gegenteil dessen erzeugen, was eine Hypnosebehandlung eigentlich erreichen möchte. Typische Beispiele hierfür sind:
Depressionen - diese können sich vor allem im Fall von endogenen Depressionen aufgrund der beruhigenden Wirkung der Trance auf das Gehirn verstärken. Teile des Gehirns depressiver Klienten sind einfach gesprochen "dauerhaft in Trance" und eine hypnotische Trance kann im ungünstigen Fall diese Unteraktivität der betroffenen Areale noch verstärken.
ADS (Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom) - Hier besteht ein ähnlicher Mechanismus wie bei den Depressionen. Das Gehirn ist unteraktiviert und eine hypnotische Trance kann es im Zweifel noch tiefer in die Unteraktivierung führen, aus der es langsamer als das Gesunde Gehirn wieder herauskommt. ADS-Patienten haben häufig Schwierigkeiten aus einer Trance wieder zu erwachen und benötigen zum Teil deutlich länger als der Durchschnittsklient
Bei diesen Störungen würde auch eine Umkehr von Suggestionen mit hoher Wahrscheinlichkeit nur wenig Veränderung herbeiführen können, da das Problem nicht in den Suggestionen, sondern im Zustand der Hypnose selbst liegt.
Es ist also von großer Bedeutung, dass ein Hypnotiseur oder Hypnosetherapeut beim Verdacht auf Trance-Verwechslung zuerst prüft ob die Gegenläufige Reaktion aus der Störung ansich stammt.
Ist keine derartige Ursache erkennbar, besteht die Möglichkeit, in Absprache mit dem Klienten eine "gegenläufige" Sitzung zu probieren, bei der der Hypnotiseur genau das Gegenteil dessen suggeriert, was geschehen soll.
Hierbei sollten aber in jedem Fall folgende Aspekte beachtet werden:
Eine gegenläufige Sitzung sollte nur durchgeführt werden, wenn der Klient das Prinzip der Trance-Verwechslung verstanden hat und einverstanden ist, einmal Suggestionen, die genau das Gegenteil dessen, was er erreichen möchte besagen auszuprobieren, um zu testen ob sie bei ihm eher das gewünschte Ergebnis erreichen können als Suggestionen, die mit seinem Behandlungsthema im Einklang sind
Der Hypnotiseur bzw. Hypnosetherapeut sollte sich dieses Einverständnis schriftlich bestätigen lassen
Das Behandlungsthema des Klienten muss so gelagert sein, dass eine weitere Verstärkung seiner Symptome keine Gefahr für ihn oder seine Gesundheit darstellt
Es muss gewährleistet sein, dass bei ausbleibender Positiv-Reaktion eine weitere Sitzung mit Rücknahme bzw. Neutralisierung der Gegenläufigen Suggestionen möglich ist, um eine negative Langzeitwirkung ausschließen zu können
Bei Klienten mit lebensbeeinträchtigenden psychischen Problemen ist eine Sitzung mit gegenläufigen Inhalten nicht angebracht oder sollte nur von Spezialisten ausgeführt werden, die eine ausreichende Versorgung des Klienten sicher gewährleisten können
Insgesamt ist eine Hypnose-Sitzung mit gegenläufigen Inhalten also nur für erfahrene Hypnotiseure unter Beachtung geeigneter Sicherheitsmaßnahmen zu empfehlen.
Wir raten dringend davon ab, ohne konkreten Verwechslerverdacht mit einem Klienten auf diese Weise zu arbeiten, nur weil eine Sitzung nicht sofort ihre gewünschte Wirkung gezeigt hat oder weil nur ein einzelner Bereich sich gegenläufig verändert hat, während andere Bereiche sich wie gewünscht verändert haben.
Beispiel:
"Ich esse insgesamt viel weniger, habe auch kaum noch Appetit auf Fettiges, aber mein Verlangen nach Gummibärchen hat sich gesteigert").
In einem solchen Fall wäre eher über das Gesamtbild nachzudenken (z.B. kann es sein, dass Gummibärchen etwas enthalten, was dem Stoffwechsel insgesamt beim Abnehmen hilft und bspw. etwas anderes, gewichtsmehrenderes ersetzt). Eine solche Reaktion ist noch keine Ausreichende Begründung für einen Verdacht auf Trance-Verwechslung.