Reframing

Reframing

Reframing: einen neuen Rahmen geben

Reframing: einen neuen Rahmen geben

Reframing (im Deutschen: "Umdeutung"; übersetzt etwa "einen neuen Rahmen geben") ist ein Begriff, der Häufig in der Hypnose / Hypnotherapie verwendet wird.

Der Begriff sagt aus, dass die Sichtweise in Bezug auf einen Sachverhalt oder ein Problem verändert wird.

"Reframing" selbst sagt noch nicht aus, ob und welche hypnotischen oder therapeutischen Vorgehensweisen man nutzt oder welches Konkrete Ziel man damit verfolgt. Es ist also (abgesehen vom "Six-Step-Reframing", das als konkrete Anwendung konzipiert wurde) üblicherweise keine "Anwendung", sondern eher ein Überbegriff für einen Vorgang.

Reframing Beispiele

  • Ein einfaches klassisches Reframing könnte schon sein, dass der Therapeut im Anamnesegespräch sagt "Aber sehen Sie mal, die Tatsache, dass Sie damals den Job nicht bekommen haben, was Sie heute noch so ärgert, hat doch immerhin geführt, dass Sie Ihren heutigen Job bekommen haben, den Sie zwar nicht allzu sehr lieben, aber in dem Sie Ihre Frau kennen gelernt haben, die Sie über alles lieben und mit der Sie zwei tolle Kinder haben!". Eine solche Erkenntnis kann einen Klienten tief berühren und bspw. seine Enttäuschung bezüglich seiner (nach seiner Meinung schlecht gelaufenen) Karriere neu kalibrieren. Findet eine solche Erkenntnis in Hypnose oder im Zusammenhang mit einer hypnotischen Anwendung statt (oder wird sie anschließend noch hypnotisch nachbearbeitet), können sich daraus sehr tiefe und intensive Veränderungsprozesse ergeben.

  • Ebenfalls ein Reframing kann sein, mit dem Klienten der Frage nachzugehen ob sein Problem denn WIRKLICH ein Problem ist! MUSS er diesen Erfolg haben, dem er hinterher jagt um glücklich sein? Ist Besitz wirklich so wichtig? Muss er diesen Streit unbedingt gewinnen? Muss er wirklich so dringend Recht bekommen? Muss er für diesen Job wirklich bis zur Erschöpfung arbeiten? Gerade im zusammenhang mit Hypnose können hier häufig tiefe Erkenntnisse gewonnen werden, die zu "emotionalen Kettenreaktionen" führen können, die das "Problem" auflösen...

Reframing-Fragen

Reframing-Fragen sind Fragen, die darauf abzielen, ein Reframin hervorzurufen.

Typische Reframing-Fragen können lauten:

  • Ist das gerade wirklich ein Problem? - Manche Menschen regen sich schnell auf und steigern sich in Dinge hinein - dabei übersehen sie bisweilen, dass das eine oder andere Problem durchaus auch "selbstgemacht" sein kann... Das hinterfragen ob ein Problem wirklich ein Problem ist bringt immer wieder ein "Naja, eigentlich..." zum Vorschein auf dessen Basis man weiterarbeiten und das Problem lösen kann.

  • Was könnte diese Situation gutes in sich bergen? - In der Geschichte der Menschheit begannen viele Erfolgsstories mit einer scheinbaren Niederlage... Die Trennung vom Partner könnte den Weg zum Kennenlernen der Liebe des Lebens frei machen... Die gesundheitliche Einschränkung, die es nicht mehr erlaubt, den alten Job zu machen könnte den Weg in ein neues, viel erfüllteres Leben öffnen... Es ist nicht immer leicht, das Gute in einem Problem zu finden - aber es kann sich lohnen daran zu arbeiten. Und schon die SUCHE nach dem Guten kann etwas im Klienten bewegen und Reframen, sodass er bspw. zum Fazit kommt "XY ist immer noch richtig blöd - aber ich habe jetzt für mich erkannt, dass meine Familie mir viel wichtiger ist als...". Und eine solche Erkenntnis kann tatsächlich auch die emotionalen Bewertungen im Alltag verändern!

  • Wie werden Sie diese Situation in 10 Jahren bewerten? - Viele Probleme sind sehr gegenwartsbezogen. Fast jeder Mensch kann sich sicherlich an Situationen aus seiner Vergangenheit erinnern, die in seinerzeit sehr belastet haben, über die er heute aber schmunzelt oder die er rückwirkend betrachtet als wesentlich weniger schlimm bewertet als damals. Diesen Prozess kann man mit dieser Reframing-Frage versuche vorwegzunehmen. Hier nutzt man auch gezielt Funktionsweisen des Gehirns! In dem Moment, in dem ein Klient sich vorstellt, ein Problem rückblickend weniger schlimm zu bewerten, wird sein Gehirn schon angeregt, dies tatsächlich zu tun... Kombiniert man dies mit Hypnose und einer Suggestion wie "Erlaube Dir, diese Situation schon jetzt schon so zu sehen, wie Du sie in 10 Jahren sehen würdest", kann dies zu sehr interessanten Veränderungen führen.

Bedeutungs-Reframing und Kontext-Reframing

Teilweise wird zwischen Bedeutungs-Reframing und Kontext-Reframing unterschieden

  • Im Bedeutungs-Reframing verändert sich vor allem die innere Haltung zum Thema ohne dass sich an den äußeren Umständen tatsächlich etwas ändert. Der pedantische Kollege, dessen kleinliche Art vor kurzem noch nervte wird nun bspw. als Garant für Korrektheit bewertet, der dazu beiträgt, dass die Abteilung und damit auch die eigene Position im Unternehmen gesichert ist.

  • Im Kontext-Reframing wird auch ein anderer Kontext für einen Sachverhalt gesucht. Eine Person, die bspw. sehr kleinlich und pedantisch ist und damit bei Kollegen im Büro immer wieder aneckt, könnte in der Buchhaltung oder in der Qualitätskontrolle von großem Wert sein, da ihre Charaktereigenschaften dort von Vorteil sind. Hier ändert sich also im Zweifel nicht nur die innere Haltung des Klienten, sondern es werden auch Dinge umgesetzt, um einen realen neuen Rahmen zu schaffen.

In der Praxis konzentriert man sich zumeist eher auf das Bedeutungs-Reframing, da es oft schwierig ist, den tatsächlichen Kontext zu verändern (im Zweifel auch noch aus der Ferne, wenn man als Therapeut oder Coach keinen Zugang zum Arbeitgeber oder zum Umfeld des Klienten hat).

Kritik am Reframing

Das Reframing ist sehr beliebt und angesehen in der therapeutischen Welt.

Gelegentlich wird (vor allem von Außenstehenden, die selbst noch keinen Reframing-Prozess erlebt haben oder die einen ungeschickt durchgeführten Reframing-Prozess miterlebt haben) kritisiert, dass Reframing "ein Versuch sei, Dinge schön zu reden, die tatsächlich aber nicht schön sind".

Hierzu sei gesagt, dass die Absicht des Reframing selbstverständlich nicht ist, Dinge zu beschönigen (ganz davon abgesehen, dass die Sichtweise auf Dinge immer subjektiv ist), die Absicht liegt vielmehr darin, alternative Sichtweisen aufzuspüren, die dem Klienten tatsächlich erlauben, andere Emotionen zu einem Sachverhalt zu entwickeln.

Wenn der Klient das Gefühl hat, der Therapeut / Coach wolle etwas "schönreden" oder ihn von etwas in positiver Weise "überzeugen", was so nicht ist, dann liegt vermutlich ein Rapport-Problem vor - das eigentliche Ziel ist es nämlich, dass der Klient selbst einen Weg zu neuen Sichtweisen findet. Der Therapeut / Coach kann dabei Vorschläge machen, kann versuchen, ihm bestimmte Wege zu zeigen, damit er sie für sich testen kann, er sollte aber niemals versuchen, den Klienten zu "überreden", etwas anders zu sehen, denn der Reframing-Prozess ist weniger ein "Verkaufsprozess", sondern vielmehr ein "Einsichts-Prozess".

Und wenn ein solcher Einsichts-Prozess stattfindet, erübrigt sich auch die Kritik, es würde versucht, Dinge schön zu reden, denn entweder ändert sich tatsächlich die emotionale Bewertung der Dinge (und dann ist es für den Klienten "Ich-synton", also innerlich stimmig) oder das Reframing findet schlichtweg nicht statt (denn nicht immer lassen sich Sachverhalte reframen) - dann wird der Therapeut / Coach versuchen, andere Wege zu gehen.

Six Step Reframing

Das Six Step Reframing (oder auch "Six Step") ist ein von John Grinder und Richard Bandler entwickelter Ablauf zur Durchführung eines Reframing-Prozesses.

Ursprünglich wurde es von Grinder und Bandler "aus der Not heraus" ohne Hypnose entwickelt (da in den 70er Jahren in Amerika Hypnose nur von Ärzten ausgeführt werden durften, mussten sie Alternativen suchen, die sie auch nichtärztlichen Kursteilnehmern lehren konnten - dies war übrigens auch der Grund für die Entwicklung des NLP als "Hypnose-Ersatz"). Es lässt sich jedoch auch mit Hypnose sehr gut einsetzen und entfaltet dann i.d.R. eine deutlich größere Wirkung als "trocken" auf NLP-Basis.

Der Ablauf des Six Step Reframings sieht klassisch wie folgt aus:

  • 1. Problem identifizieren

  • 2. Kommunikation mit dem Unterbewusstsein über Ja/Nein-Signale

  • 3. Positive Absicht herausarbeiten

  • 4. Kreativen Teil einbinden, Alternativen suchen

  • 5. Ökologie-Check, Teilekonferenz

  • 6. Vereinbarung, Integration, Future pace

Es gibt eine Reihe von Abwandlungen des Six Step Reframings - viele Therapeuten und Coachs halten sich heute nicht mehr allzu engmaschig an die klassischen Vorgaben, sondern passen den Ablauf eher individuell an den jeweiliegen Klienten an.

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