Johannes Heinrich Schultz
Johannes Heinrich Schultz
Johannes Heinrich Schultz (oft auch als J.H. Schultz bezeichnet) (1884 - 1970) war ein deutscher Psychiater und Psychotherapeut.
Bekannt wurde er vor allem durch die Entwicklung des Autogenen Trainings, das er als einfache Form der Selbsthypnose aus der Hypnosetherapie extrahierte (er selbst war Hypnosetherapeut und schrieb auch 1935 ein Buch mit dem Titel "Hypnose-Technik. Praktische Anleitung zum Hypnotisieren für Ärzte"
Schultz ließ sich von seinen Schülern gern als "Gott des Autogenen Trainings" titulieren.
Wirken während des 2. Weltkriegs
Schultz propagierte die "Vernichtung" behinderter Menschen ("Euthanasie") und war im Rahmen seiner Tätigkeit am Göring-Institut direkt an der Verfolgung homosexueller Männer beteiligt.
Schultz vertrat die Meinung, es gäbe erbliche und heilbare Homosexualität.
Am Göring-Institut wurde einerseits versucht, Homosexuelle zu "heilen", andererseits leitete Schulz eine Kommission, die "Verdächtige" zum Geschlechtsverkehr mit Prostituierten zwang, um "festzustellen", ob sie homosexuell seien. "Schuldige" (die also nicht zum Geschlechtsverkehr mit Prostituierten vor Zeugen in der Lage waren oder sich weigerten) wurden in Konzentrationslager überstellt.
Laut eines Artikels der Zeitschrift Psychologie heute (2/1983) habe Schultz 1938 ein Dinner mit Edmund Jacobsen, dem Begründer der Progressiven Muskelentspannung, mit den Worten ausgeschlagen, "er habe keine Zeit, mit Juden zu essen".
Inwiefern Schultz selbst als Antisemit zu sehen war und wieviel Anteil seiner Aktivitäten aus Eigeninitiative und wieviel nur aus Anpassung an das zu dieser Zeit vorherrschende System geschah, lässt sich heute schwer klären.
Heute gibt es sowohl Anhänger der Theorie, dass Schultz in Wirklichkeit während der NS-Zeit nur die Möglichkeiten nutzen wollte, um die Psychotherapie voranzubringen und sich dafür an das vorherrschende System anpassen musste, wie auch Kritiker, die in ihm einen bedenklichen NS-Aktivisten sehen, dessen Name heute in einem viel zu guten Licht steht.
Diese Sachverhalte machen es vielen Therapeuten selbstverständlich sehr schwer, ein von Schultz entwickeltes und sehr eng mit seinem Namen verbundenes Verfahren wie das Autogene Training (einige Anwender werben sogar noch mit "Autogenem Training nach J.H. Schultz) anzuwenden. Nagt doch immer noch der Gedanke an vielen, dass Schultz schon bei der Entwicklung des A.T. menschenverachtende Gedanken mit hat einfließen lassen und befürchten doch noch immer viele Skeptiker daran ob die "Mystik" der Bilder des Autogenen Trainings entsprechende Metaphern enthält - Tatsache ist aber, dass heute nicht mehr davon auszugehen ist, dass ein moderner Anwender des Autogenen Trainings automatisch auch nationalsozialistische Denkweisen vertritt und die meisten Anwender heute nicht einmal mehr ahnen, von wem die von ihnen verwendete Methode stammt und für was derjenige evtl. verantwortlich war.