Die falschen Vorstellungen von Hypnose und Trance
Die falschen Vorstellungen von Hypnose und Trance
Von der Hypnose kursieren - trotz umfassender Aufklärung und der fortschreitenden Etablierung der Hypnosetherapie in der therapeutischen und Medizinischen Welt - leider auch heute noch immer wieder falsche Vorstellungen.
Wir möchten diesen Artikel deshalb der Aufklärung über Hypnose und der Beseitigung einiger klassischer Missverständnisse widmen.
Eines der größten Missverständnisse in Sachen Hypnose ist die Vorstellung davon, wie eine hypnotische Trance auszusehen hat, wie sie sich anfühlt und was sie alles beinhalten muss, um eine Hypnoseanwendung wirksam werden zu lassen.
Viele Menschen stellen sich die hypnotische Trance so vor, dass man dabei "abgeschaltet" ist, dass man nichts mehr mitbekommt, sich im Nachhinein an nichts mehr erinnert und dass man anschließend "roboterartig" das ausführt, was der Hypnotiseur einem "befohlen" hat. Diese Vorstellung wird genährt von unzähligen Show-Hypnose-Demonstrationen im Fernsehen oder von typischen Klischee-Darstellungen der Hypnose in Filmen.
Diese Vorstellung von Hypnose deckt aber nur einen Bruchteil des Spektrums, in dem die Hypnose sich bewegt und sie hat den entscheidenden Nachteil, dass sie alles andere als alltagsgerecht ist, was die therapeutische Arbeit mit Hypnose angeht.
Ja, die Techniken, die Show-Hypnotiseure verwenden sind tatsächlich existent und funktionieren.
Sie sind nicht gestellt und es werden in der Regel auch keine eingeweihten Statisten verwendet. Man kann Menschen so tief in Trance bringen, dass solche Demonstrationen möglich werden. Dennoch sind diese Techniken nur bei einem verhältnismäßig kleinen Teil der Menschen anwendbar, weil einfach nicht jeder Mensch in diese Trancearten gehen kann.
Wer einmal live eine Hypnose-Show genau beobachtet, wird feststellen, dass der Hypnotiseur sehr sorgfältig auswählt, mit wem er seine spektakulären Tricks durchführt. In der Regel bittet er zu Anfang eine recht große Gruppe von Zuschauern auf die Bühne, die mit der Zeit immer kleiner wird, denn der Show-Hypnotiseur filtert nach und nach die ungeeigneten Kandidaten heraus und schickt sie höflich von der Bühne.
Durch ein ausgeklügeltes System aus immer anspruchsvolleren hypnotischen Aufgaben gelingt es ihm, die für die typischen Show-Hypnose-Späßchen geeigneten Probanden zu selektieren und schlußendlich im Hauptteil der Show nur noch besonders gut geeignete Kandidaten auf der Bühne zu behalten. Nur etwa 20-30% der Menschen sind dazu geeignet, so tiefe Trance-Zustände zu erreichen, dass man sie ad hoc ihren Namen vergessen lassen kann oder Ihnen suggerieren kann, sie seien Elvis.
Die restlichen 70-80% gehen nicht tief genug in Trance, dass man solche "Spielchen" mit ihnen machen könnte. Das liegt aber nicht am Hypnotiseur und seinen Fähigkeiten, sondern einfach an der Veranlagung, die diese Menschen mitbringen. Hypnose-Forschungen aus den USA besagen, dass die Hypnotisierbarkeit in Bezug auf bestimmte Trancearten wie die, die in der Showhypnose Verwendung findet genetisch veranlagt ist. Ein Mensch hat diese Hypnotisierbarkeit also oder er hat sie nicht. Hat er sie nicht, wird er niemals ein guter Kandidat für eine Showhypnose sein, egal wie oft man es probiert und auch egal wie gut oder erfahren der Hypnotiseur ist.
Heißt das nun, dass nur 20-30% der Menschen überhaupt für die Hypnose geeignet sind???
Nein, zum Glück ist das nicht der Fall, denn so tiefe bewusstseinsmanipulierende Trancen wie in der Showhypnose sind überhaupt nicht nötig, um die Hypnose im therapeutischen Rahmen wirksam werden zu lassen. Eine tiefe Trance vereinfacht vielleicht die hypnotische Arbeit ab und an in mancherlei Hinsicht, sie ist aber keine Voraussetzung für ihr den Erfolg einer therapeutischen Hypnose.
Schon eine leichte Trance, in der der Klient kaum bemerkt, dass er sich in einem hypnotischen Zustand befindet, genügt, um tiefgreifende Veränderungsprozesse anzustoßen. Manchmal ist es sogar Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung, dass der Klient nicht zu tief in Trance ist, denn es gibt eine Vielzahl von Anwendungen, bei denen die Suggestionen des Hypnotiseurs sowohl sein Unterbewusstsein als auch sein Bewusstsein erreichen sollen. Ist das Bewusstsein bei diesen Anwendungen zu sehr "abgeschaltet", laufen Teile der Suggestionen ins Leere und erreichen die Regionen nicht, in denen sie tatsächlich wirken sollen.
Hypnose und Trance-Tiefe sind also sehr sensible Faktoren, die sich von Anwendung zu Anwendung und von Klient zu Klient stark unterscheiden können.
Es ist deshalb empfehlenswert, einmal von den klassischen Klischee-Vorstellungen der Hypnose abzulassen und sich für eine neue Vielfalt des Tranceerlebens zu öffnen, die auch leichte, sanfte Bewusstseinszustände beinhalten kann, die nicht dem klassischen Bild der Showhypnose entsprechen, aber dennoch äußerst wirksam und tiefgreifend sind.
Kann man alles in EINER SITZUNG behandeln
In den letzten Jahren werben einige Hypnotiseure immer wieder damit, allerlei Probleme "in einer Sitzung" zu lösen.
Ist das denn tatsächlich möglich?
Und wenn ja, warum löst man dann nicht einfach alle Probleme, die Menschen so haben einfach in einer Sitzung...?
Nun, die Ursache der Verwirrung in Bezug auf dieses Thema liegt vermutlich darin, dass manche Themen sich tatsächlich sehr häufig in einer Sitzung mit Hypnose behandeln lassen.
Rauchentwöhnung, kleinere spezifische Phobien, Flugangst... Solche Themen wurden schon unzählige Male erfolgreich in einer Sitzung mit Hypnose behandelt.
Bei komplexeren oder sehr lange bestehenden Themen kann es aber sein, dass man auch mit Hypnose etwas mehr Behandlungszeit benötigt (auch wenn die Behandlungszeit dann häufig immer noch deutlich kürzer ist als mit anderen Therapieverfahren).
Im Vorfeld lässt sich die benötigte Behandlungszeit manchmal schwer abschätzen. Man kann natürlich auf Durchschnittswerte zurückgreifen, aber diese stellen natürlich keine Garantie dar.
Wenn ein Hypnotiseur vollmundig behauptet, ein Problem "in einer Sitzung" lösen zu können und diese Sitzung dann vielleicht auch noch einen recht hohen Preis hat, ist eine gewisse Skepsis durchaus angebracht - das könnte auch einfach ein "gewinnorientiertes Geschäftsmodell" sein, das am Ende mehr dem Therapeuten als dem Klienten nutzt...
Als Ausbildungsinstitut empfehlen wir Menschen, die auf der Suche nach einem Therapeuten sind deshalb, sich nach Therapeuten mit normalen Stundensätzen und einem überzeugenden Therapiekonzept umzusehen. Wenn der Therapeut sagt "Bei diesem Thema genügt häufig eine Sitzung" und entsprechende Erfahrungswerte hat, dann kann das durchaus okay sein - wenn er aber auch bei komplexen Themen (langjährige Traumata, Depressionen, intensive Problematiken mit hohem Leidensdruck oder kontinuierliche Problematiken wie chronische Schmerzen aufgrund konkreter körperlicher Schädigung wie einem Bandscheibenvorfall) allzu schnell in Aussicht stellt, dass das "alles normalerweise in einer Sitzung behandelbar ist", sollte man genau überlegen ob das das richtige Angebot ist und ggf. um Referenzen von Klienten mit ähnlichen Problemstellungen bitten, bei denen die Behandlung tatsächlich in nur einer Sitzung nachhaltig geklappt hat.
Ist dies alles überzeugend, kann man die Behandlung natürlich in Anspruch nehmen - man sollte dabei jedoch immer darauf achten, dass für den Fall, dass die einzelne Behandlung doch nicht genügt eine entsprechende Nachversorgung und Weiterbehandlung verfügbar ist und diese dann auch zum eigenen Budget passt.