Wie viele Sitzungen soll ich für eine Behandlung /
Wie viele Sitzungen soll ich veranschlagen?
Die Hypnose bietet eine riesige Auswahl an Anwendungsmöglichkeiten und kaum eine andere Therapiemethode erlaubt es einem Behandler, sich mit seiner Arbeit in so vielen verschiedenen Schwerpunkten zu positionieren und zu entfalten und dabei so zielgerichtet und nachfrageorientiert auf unterschiedlichste Klientenbedürfnisse einzugehen.
Aufgrund der Vielzahl an möglichen Anwendungen gibt es aber auch eine große Bandbreite an unterschiedlichen Vorgehensweisen, wie die Hypnose gehandhabt und gestalterisch in einer Praxis umgesetzt werden kann. Es gibt zwar eine Reihe von ins ich geschlossenen Anwendungsstrategien, die als Kompaktmodell umgesetzt werden können aber gerade im therapeutischen Bereich kein auf alle Behandlungsthemen und Klienten gleichermaßen zutreffendes "Schema F", wie eine Hypnosebehandlung ablaufen muss. Einige Behandlungen unterscheiden sich auch allein aufgrund ihres Inhaltes (z.B. der zugrunde liegenden Störungen) deutlich in ihrem Ablauf und erfordern einen unterschiedlichen Zeit- und Arbeitsaufwand, weshalb es nicht immer leicht ist, einem Klienten im Vorfeld zu prognostizieren, mit welcher Behandlungsdauer und welchen Gesamtkosten er zu rechnen hat..
Für Therapeuten ist es deshalb wichtig, sich zu orientieren, wie sie mit den unterschiedlichen Anwendungen umgehen können und welche Möglichkeiten sie haben, ihre Leistungen den Klienten gegenüber darzustellen, um ein stimmiges und alltagsgerechtes Praxiskonzept entwickeln zu können, das am therapeutischen Markt bestand hat und die vielfältige Wirkpotenziale der Hypnose bestmöglich nutzbar und natürlich auch darstellbar macht.
Zum Betrieb einer therapeutischen Praxis gehört auch immer die Auseinandersetzung mit den Fragen:
Was biete ich an? (Welche Anwendunge oder Behandlungen)
Wem biete ich es an? (Wer ist meine Zielgruppe)
Wie stelle ich mein Angebot meinen Klienten gegenüber dar?
Wie erkläre ich einem Laien, wie eine Behandlung in meiner Praxis abläuft und mit welcher Behandlungsdauer er zu rechnen hat?
Vor allem auf die letzte Frage soll in diesem Artikel eingehender Eingegangen werden, denn ein guter Umgang mit der Darstellung hypnotischer Behandlungsabläufe gegenüber den Klienten und ein stimmiges Angebotskonzept können entscheidend zum Erfolg einer Praxis beitragen und Ihnen helfen, sich besser von weniger organisierten Kollegen abzugrenzen, indem Sie Ihren Klienten konkretere, griffigere Behandlungsangebote machen können, deren Ablauf auch für einen therapeutischen Laien nachvollziehbar und vor allem kalkulierbar ist.
Das TherMedius -Institut legt großen Wert auf die Stimmigkeit der im Rahmen der Hypnose-Ausbildung gelehrten Behandlungskonzepte und ihrer Umsetzbarkeit in der beruflichen Praxis. Die Auseinandersetzung mit Themen wie Praxismanagement, Praxismarketing und strategische Produktpositionierung in Bezug auf Behandlungsangebote nimmt in unseren Lehrkonzepten deshalb vielleicht eine etwas größere Stellung ein als es sonst im therapeutischen Bereich üblich ist, der Grund dafür ist aber vor allem, dass es uns wichtig ist, dass unsere Teilnehmer nicht nur eine Hervorragende fachliche Ausbildung erhalten, sondern im Anschluss auch in der Lage sind, ihr Wissen erfolgreich umzusetzen.
Eine der häufigsten Fragen von Klienten die sich für eine Hypnosebehandlung / -therapie interessieren und diesbezüglich mit einem Therapeuten Kontakt aufnehmen ist:
"Wie viele Sitzungen benötige ich und was kostet die Behandlung insgesamt?"
Diese Frage ist natürlich verständlich, denn gerade wenn man sich in einen private, möglicherweise selbstfinanzierte Behandlung begeben möchte, möchte man natürlich auch abschätzen können, welche Kosten dadurch zu erwarten sind. Zudem möchte man als Klient natürlich auch wissen, welchen zeitlichen Rahmen eine solche Behandlung einnimmt und wie oft man ggf. zur Praxis anreisen muss bzw. wie viele Termine man dafür einkalkulieren sollte.
Bei einigen Hypnose-Anwendungen ist die Antwort relativ leicht, da sie sich nach einem festen Schema oder Behandlungsmodell durchführen lassen, das zumeist den immer selben zeitlichen Rahmen einnimmt (z.B. Rauchentwöhnung, Blockadenlösung, Wunsch-Hypnose u.v.a.), aber auch hier kann es zu einem abweichenden Behandlungsbedarf kommen, wenn der Klient aus irgendwelchen Gründen vom Durchschnitt abweicht und Sondereinflüsse eine von der Norm abweichende Vorgehensweise notwendig machen.
Wie in jeder anderen Therapieform auch hängt bei der Hypnose die Behandlungsdauer von verschiedenen Faktoren ab:
Welches Thema soll behandelt werden? (Manche Themen benötigen erfahrungsgemäß mehr Behandlungsaufwand, manche weniger)
Ist das Behandlungsthema ein isoliertes Problem oder steht es in Zusammenhang mit weiteren Faktoren, die es auslösen, fördern oder in sonst einer Form beeinflussen? (Müssen evtl. noch andere Themen mitbearbeitet werden, um eine langfristige Lösung zu erreichen)
Seit wann besteht das Problem schon? (Ältere, fest in die Alltagsgewohnheiten integrierte Probleme benötigen häufig einen etwas höheren Behandlungsaufwand als neuere Themen, die sich noch nicht so sehr als "ein Teil des Klienten" etabliert haben)
Was wurde anderweitig schon unternommen um das Problem zu lösen? (Wenn bereits erfolglos Versuche mit anderen Therapiemethoden unternommen wurden, kann das ein Hinweis sein, dass auch die Hypnose etwas mehr Zeit benötigt, um eine erwünschte Wirkung erzielen zu können)
Wie ist die Hypnotisierbarkeit des Klienten? (Manche Klienten können schon in der ersten Sitzung die volle Wirkungskraft der Hypnose verarbeiten, andere brauchen eine gewisse "Aufwärmphase" von i.d.R. 1-2 Sitzungen bis sie eine ausreichende Tranceintensitäten erreichen)
Wie ist die Mitarbeitsbereitschaft des Klienten? (Ist er bereit, auch außerhalb der Therapiesitzungen z.B. im Rahmen von Hausaufgaben, Übungen oder der Nutzung eines Hypnose-Ankers an der Lösung seines Problems mitzuwirken oder erwartet er, dass der Therapeut die komplette Bearbeitung übernimmt)
Liegen beeinträchtigende Faktoren (z.B. Medikament, bestimmte Erkrankungen, soziale Einflüsse) vor, die die Wirkung der Hypnose hemmen können?
Aus all diesen Faktoren, die natürlich verschieden ausgeprägt sein können und die untereinander ganz unterschiedliche Gewichtungen haben können ist schon relativ leicht erkennbar, dass es nicht immer einfach ist, im Vorfeld pauschal vorherzusagen, wie lange eine Behandlung oder Therapie dauern wird bis ein gewünschtes Ziel definitiv erreich ist.
Es wäre also ein wenig gewagt, dem Klienten im Vorfeld einfach irgendeine Zahl zu nennen, die im Anschluss vielleicht nicht eingehalten werden kann, weil im Verlauf der Behandlung vielleicht Gründe ersichtlich werden, die eine längere Therapiedauer notwendig machen.
Dennoch ist es in solchen Fällen natürlich auch nicht unbedingt die beste Lösung, einfach zu sagen "Dass kann man nicht absehen, kommen Sie einfach vorbei und wir werden dann schon sehen...". Kaum ein Klient würde sich auf eine so experiementell anmutende Behandlungsweise einlassen.
Klientengerechte Alternativen sind also gefragt!
Soll man Durchschnittswerte nennen?
Als Lösung liegt der Gedanke nah, die Frage nach einem zu erwartenden Behandlungsumfang mit Durchschnittswerten zu beantworten.
Die Nennung von Durchschnittswerten gegenüber Klienten ist ein zweischneidiges Schwert.
Einerseits ist es möglich, dass eine Behandlung bei einem Klienten deutlich schneller anschlagen würde als im Durchschnitt, er sich aber schon vorab gegen die Behandlung entscheidet, weil ihm der durchschnittliche Behandlungsaufwand zu hoch wäre, andererseits kann es sein, dass der Klient vom Durchschnitt abweicht und deshalb enttäuscht ist, wenn ersichtlich wird, dass er eine längere Behandlungsdauer benötigt als durchschnittliche Klienten mit dem selben Behandlungsthema.
Während sich natürlich kein Klient darüber beschweren wird, wenn seine Behandlung schneller und kostengünstiger zum gewünschten Ergebnis führt als im Durchschnitt, sind Klienten, bei denen die Durchschnittswerte überschritten werden aber schnell enttäuscht und fühlen sich fehlinformiert. Grund dafür ist vor allem, dass der Mensch sich bei der Nennung von Durchschnittswerten tendenziell intuitiv als durchschnittlich oder besser einsschätzt und deshalb häufig gar nicht davon ausgeht, dass er sich am anderen Ende der gauß schen Normalverteilung befinden könnte.
Mit Durchschnittswerten sollte also immer vorsichtig umgegangen werden - sie könnten vom Klienten sonst auf der emotionalen Ebene als Versprechen aufgenommen werden obwohl sie vom Therapeuten nie als solches gemeint waren.
Eine Lösung für die Praxis
Um ein Ratespiel in Bezug auf die Prognose einer Behandlungsdauer zu vermeiden, hat es sich bei Behandlungen, die über klassische Kompaktbehandlungskonzepte hinaus gehen und deren Behandlungsbedarf im Vorfeld noch nicht unbedingt abschätzbar ist bewährt, dem Klienten folgende Vorgehensweise vorzuschlagen:
3 Behandlungssitzungen mit anschließender Überprüfung ob das Problem dann teilweise oder ganz gelöst ist und anschließender gemeinsamer Besprechung einer eventuellen weiteren Vorgehensweise
Dieses Modell bringt eine Reihe von Vorteilen mit sich:
Im Rahmen von 3 Sitzungen hat der Klient genügend Möglichkeit, sich an die Abläufe einer Hypnosebehandlung und den Zustand der hypnotischen Trance zu gewöhnen. Dadurch kann sich selbst bei schwerer hypnotisierbaren Klienten die volle Wirkungskraft der Hypnose entfalten, bei denen eine einzelne Sitzung (die ja zudem in der Regel auch der erste Kontakt mit der Hypnose überhaupt ist und dadurch oft noch von Nervosität und Neugier begleitet wird) vielleicht noch keine ausreichende Intensität erzeugt hätte
In 3 Sitzungen hat der Therapeut die Möglichkeit, bei Bedarf verschiedene als geeignet erscheinende hypnotische Herangehensweisen zu testen und kann den Klienten ausreichend kennenlernen, um eine optimale hypnotische Vorgehensweise für ihn zu entwickeln
Bei 3 Sitzungen besteht genügend Zeit, um eventuelle Verläufe und Veränderungen beobachten zu können, um die Vorgehensweise darauf abzustimmen
Es konzentriert sich nicht alles auf "eine entscheidende Sitzung". Dadurch hat die Hypnose auch mehr Zeit, um ihre Wirkung zu entfalten
3 Sitzungen genügen bei vielen Klienten, um eine gewünschtes Ergebnis zu erzielen, deshalb ist davon auszugehen, dass eine Vielzahl an Klienten nach diesen 3 Sitzungen vollkommen zufrieden ist, die es bei einer Sitzung vielleicht noch nicht gewesen wäre
Der Klient kann anhand eines solchen konkreten Angebots seine finanzielle Investition kalkulieren und hat im Anschluss an die dritte Sitzung falls noch ein weiterer Behandlungsbedarf besteht selbst entscheiden ob er die Therapie fortführen möchte, weil er eine Chance darin sieht oder ob er sie lieber nicht weiterführen möchte, weil eine weitere finanzielle und zeitliche Investition für ihn nicht in Frage kommt. In jedem Fall ist es aber eine überschaubare Kalkulation und der Klient muss niemals mit überraschenden Mehrkosten rechnen, auf die er keinen Einfluss nehmen kann
3 Sitzungen sind für die überwiegende Mehrheit der Klienten ein absolut akzeptabler und überschaubarer Rahmen. Klienten, die nicht bereit sind, 3 Behandlungssitzungen einzuberaumen, sind in der Regel ohnehin nicht für eine hypnotherapeutische Arbeit geeignet, weil sie aufgrund eines übermäßigen Erwartungsdrucks häufig therapeutisch auch nur sehr schwer zugänglich sind. Klienten, die nach einem "Wunder in einer Sitzung" suchen sind für Therapeuten häufig relativ unangenehme Gesprächspartner und die Arbeit mit ihnen ist oft anstrengend und endet häufig in beidseitiger Unzufriedenheit. Als Therapeut sollte man sich die Frage stellen ob man mit solchen "One-Hit-Wonders" überhaupt arbeiten möchte oder ob man schon von Beginn an gezielt selektiert und sich auf Klienten konzentriert, die die notwendige Grundlage für eine sinnvolle therapeutische Zusammenarbeit mitbringen (viele große und erfolgreiche Praxen lehnen Einzelbuchungen sogar komplett ab)
Mit dieser Vorgehensweise haben Sie eine Möglichkeit, Ihren Klienten anstelle vager Prophezeiungen über mögliche Therapiedauern ein konkretes und praxisgerechtes Angebot zu unterbreiten, das dem Klient eine realistische Chance gibt, seine Ziele im Rahmen dieser Zeit zu erreichen oder nach einem akzeptablen Zeitraum die Therapie wieder zu unterbrechen, wenn sie nicht seinen Vorstellungen entsprechen sollte bzw. sein Budget überschreitet. Sollte im Anschluss an diese 3 Sitzungen noch eine Weiterbehandlung notwendig erscheinen, kennt der Klient Sie und Ihre Arbeit nun gut genug, um sinnvoll darüber entscheiden zu können ob er sich weiterhin bei Ihnen in Behandlung begeben möchte oder nicht.
Desweiteren ist in der Regel nach der 3. Sitzung nun auch eine Prognose möglich, wie lange eine eventelle Folgebehandlung noch andauern könnte.
Erfahrungen von Therapeuten mit diesem Modell
TherMedius empfiehlt diese Vorgehensweise im Rahmen der Hypnose-Ausbildung nun schon seit einigen Jahren und konnte deshalb auch schon eine Vielzahl von Feedbacks sammeln.
Das Fazit ist: Dieses Modell wird von Klienten sehr gut angenommen und erleichtert dem Therapeuten erkennbar den Praxisalltag, da es die Vorabberatung von Klienten vereinfacht und gleichzeitig genug Raum für eine sinnvolle therapeutische Arbeit bietet.
Wenn Sie also auch schon vor der Frage standen, wie Sie mit der Frage nach einer zu erwartenden Therapiedauer oder Gesamtbehandlungskosten besser umgehen könnten, probieren Sie diesen Ansatz doch einfach einmal selbst aus.
Wie immer freuen wir uns über eine Rückmeldung, welche Erfahrungen Sie damit gemacht haben und wie sich dadurch vielleicht Ihr Arbeitsalltag verändert hat!