Möglichlkeiten zur Hypnose-Ausleitung
Tipps zur Hypnose-Ausleitung
Es gibt eine Vielzahl verschiedener Hypnose-Ausleitungen, die man nutzen kann, um einen sich in Trance befindlichen Klienten wieder in den normalen Wachzustand zurückzuholen.
Da in Hypnose-Kreisen mehrere verschiedenen Ausleitungstechniken bekannt sind und auch in der Literatur erwähnt werden, werden wir häufig von Seminarteilnehmern gefragt, welche Hypnoseausleitung denn nun die beste sei. Doch diese Frage ist nicht so pauschal beantwortbar, denn die Wahl der Ausleitung hängt oft auch von der Situation und der Art der Hypnose ab. So genügt es bei relativ aktiven Anwendungen, wie sie im Coaching mit Hypnose verwendet werde häufig die klassische Formel "Bei drei bist Du wieder vollkommen wach - eins... zwei... drei... Wach auf!" zu verwenden, während man bei tiefen Entspannungstrancen gern zu längeren Ausleitungen greift, um dem Klienten einen sanfteren Übergang zwischen dem Tiefenentspannungszustand und dem Wachzustand zu ermöglichen und ihn nicht zu schnell "herauszureißen".
Wichtig ist bei einer Ausleitung vor allem, dass sie für den Klienten verständlich ist. Eine Aussage wie "Ich zähle bis drei und bei drei bist Du wieder vollkommen wach" ist leicht zu verstehen und jeder Klient (und sein Unterbewusstsein) weiß, was nun geschehen soll.
Einige Hypnotiseure nutzen auch etwas "schwammigere" Ausleitungen wie bspw. "Du kannst nun langsam aus der Trance zurückkehren und die Augen öffnen, wenn Du das Gefühl hast, dass Du bereit dazu bist".
Von solchen Ausleitungen raten wir eher ab, da sie viele Klienten ungewollt unter Druck setzen. Im Inneren des Klienten laufen dann Gedanken ab wie "Woran erkenne ich denn, dass ich so weit bin?", "Soll ich die Augen jetzt schon öffnen oder lieber noch warten", "Ich würde die Augen ja jetzt gern öffnen, aber vielleicht ist das ja noch zu früh und mach was falsch...".
Die Erfahrung hat gezeigt, dass es für den Überwiegenden Teil der Klienten deutlich angenehmer ist, wenn der Hypnotiseur "klare Ansagen" macht, an denen der Klient sich orientieren kann. Auch wenn es in der analytischen Hypnose in Mode gekommen ist, dem Klienten viele Wahlfreiheiten zu lassen, bevorzugen es die meisten Klienten dennoch, sich in bestimmten bereichen vom Hypnotiseur führen zu lassen und fühlen sich sicherer damit.
Verschiedene Hypnoseausleitungen für die Praxis
Im Folgenden finden Sie eine Auswahl von Hypnoseausleitungen, die sich in der Praxis bewährt haben mit ergänzenden Erläuterungen. Sie können diese Ausleitungen je nach Bedarf verwenden.
#1: Die Kurzausleitung
Ich werden nun bis drei zählen und bei drei bist Du wieder vollkommen wach. Eins, zwei, drei - wach auf!
Diese Ausleitung eignet sich am besten für leichte bis mittlere Trancen, bei denen der Klient sich in keinem übermäßigen Entspannungszustand befindet. Sie kann beispielsweise gut bei Trancen im Sitzen oder im Stehen oder bei recht kurzen Trancen verwendet werden.
#2: Kurzausleitung mit Körperfunktionen
Bei der Ausleitung einer Hypnose kann es auch nützlich sein, gezielt bestimmte Körperfunktionen anzusprechen, um zu gewährleisten, dass der Körper den Übergang vom Trancezustand ins Wachbewusstsein synchrom mitvollzieht. Hierfür hat sich folgende Formel bewährt:
Ich werde nun bis drei zählen und bei drei bist Du wieder vollkommen wach. Eins - Dein Atemrhythmus beschleunigt sich wieder auf die normale Wachgeschwindigkeit - zwei - Dein Blutdruck steigt wieder auf einen für Dich normalen Wachwert - drei - Dein Puls steigt wieder auf einen für Dich normalen Wachwert. Öffne die Augen, Du bist nun wieder vollkommen wach.
#3: Längere Ausleitung für tiefere Trancen
Wenn der Klient sich in einer tieferen Entspannungstrance befindet, ist es empfehlenswert, in langsamer auszuleiten, damit er sich besser akklimatisieren kann. Hierfür ist folgende Ausleitung gut geeignet:
Ich werde nun langsam bis zehn zählen und mit jeder Zahl wirst Du wacher und wacher. Mit jeder Zahl spürst Du, wie Dein Körper immer mehr erwacht und wie Du immer weiter aus diesem Zustand der Entspannung zurückkehrst. Eins - Dein Unterbewusstsein bereitet sich vor, wieder zurückzukehren - zwei - es aktiviert langsam die Steuerung Deines Körpers und Du fühlst wie immer mehr Energie in Dich fließt - drei - immer mehr Enegie fließt in Deinen Körper - vier - auch Deine Gedanken werden immer wacher - fünf vielleicht möchtest Du schon einen Finger oder Deine Fußzehen bewegen - sechs - immer wacher wirst Du - sieben - bewege ruhig einmal einen Arm oder ein Bein - acht - spür wie Du fast schon wach bist - neun - Du bist nun gleich wieder vollkommen wach - zehn - wach auf - öffne Deine Augen und strecke Dich - Du bist nun wieder vollkommen wach.
Umgang mit Problemen bei der Ausleitung
Bei der Hypnoseausleitung kann es ab und an zu folgenden Phänomenen kommen:
Der Klient öffnet nach der Ausleitung die Augen nicht / wacht nicht auf
Der Klient öffnet die Augen, wirkt aber noch sehr benommen und müde
Der Klient erwacht normal aus der Trance, hat aber noch ein Taubheitsgefühl in den Armen oder den Beinen
In solchen Fällen werden folgende Vorgehensweisen empfohlen:
Klient öffnet die Augen nicht / wacht nicht auf
In diesem Fall befindet sich der Klient sich zumeist in einem so tiefen Trancezustand, dass er keine Suggestionen mehr aufnehmen kann, es ist aber durchaus auch möglich, dass die Trance im Verlauf der Sitzung in einen Schlaf übergegangen ist, er also schlichtweg eingeschlafen ist und er deshalb die Ausleitung nicht mehr wahrnimmt.
Für diesen Fall kursiert in Hypnosekreisen ab und an die alberne Empfehlung, man müsse die Hypnose bei diesen Klienten "nochmals vertiefen" und dann noch einmal ausleiten. Dies ist aber aus neurologischer Sicht Unsinn - die einzige Chance, die sich aus einer weiteren Vertiefung ergibt ist, dass der Klient im Laufe der Zeit während der Hypnotiseur die Vertiefungssuggestionen gibt wieder in eine leichtere Trancephase kommt und sein Unterbewusstsein sich wieder an die Worte des Hypnotiseurs koppelt. Ob diese aber aus Vertiefungssuggestionen bestehen oder ob der Hypnotiseur andere Suggestionen gibt spielt für diesen Effekt keine Rolle. Es handelt sich bei dieser Empfehlung also um eine Missinterpretation von Beobachtungen, die leider ihren Weg in die Literatur gefunden hat und deshalb noch immer kursiert. Ein professioneller Hypnotiseut sollte sich lieber nicht auf solche Binsenweisheiten verlassen.
Stattdessen empfehlen wir folgende Vorgehensweisen, wenn ein Klient nicht auf die Ausleitung reagiert:
Sprechen Sie die Ausleitung noch einmal und werden Sie dabei langsam lauter. Wenn der Hypnotiseur die Lautstärke seiner Stimme erhöht, wird das Unterbewusstsein des Klienten häufig wieder darauf aufmerksam und reagiert wieder wie gewünscht. Sprechen Sie die Ausleitung ruhig mehrmals und steigern Sie dabei Ihre Lautstärke bis Sie erkennen, dass der Klient reagiert.
Wenn der Klient nicht auf verbale Ausleitungen reagiert, berühren Sie ihn sanft an der Schulter oder am Unterarm und "rütteln" Sie gegebenenfalls leicht daran als würden Sie einen Schlafenden sanft wecken wollen. Diese Herangehensweise wirkt immer und kann bedenkenlos eingesetzt werden. Wenn der Hypnotiseur sanft vorgeht, erschrickt kein Klient und es fühlt sich auch niemand zu nahe getreten, wenn ihn jemand leicht an der Schulter oder am Unterarm berührt. Sollte der Klient tatsächlich schlafen ist diese Herangehensweise allemal effizienter als kontinuierlich erfolglos auf ihn einzureden.
Klient öffnet die Augen, wirkt aber benommen
In diesem Fall benötigt der Klient höchstwahrscheinlich mehr Zeit, um von der Trance in den Wachzustand zurückzukehren. Lassen Sie Ihn dann aber nicht wieder die Augen schließen, um es mit einer anderen Ausleitung zu probieren, sondern regen Sie ihn an, aktiv zu werden, sich zu strecken, aufzustehen und ein paar Schritte zu gehen oder einen Schluck Wasser zu trinken. Diese Reize stimulieren sein Nervensystem und lassen ihn schnell wieder wach werden. Ebenfalls bewährt hat sich ein intensiver Reiz wie bspw. ein scharfes Bonbon oder das Riechen an einem aktivierenden Duft wie bspw. japanisches Heilpflanzenöl.
Klient erwacht normal, hat aber Taubheitsgefühle
In einem solchen Fall ist es besonders wichtig, zu wissen, was als Hypnotiseur zu tun ist, da sowohl Hypnotiseure als auch Klienten schnell nervös werden, wenn ein Trancegefühl im Körper nicht kontrollierbar erscheint.
In tiefen Trancen schaltet bei vielen Klienten der sensomotorische Kortex (das Zentrum im Gehirn, das für die Steuerung der Körperbewegungen verantwortlich ist) fast vollständig ab. Bei einigen Klienten benötigt dieses Areal etwas länger bis es wieder vollkommen aktiviert ist oder es braucht sogar ein wenig stimulation, um wieder zu "zünden". Sollte ein Klient nach der Hypnose noch ein Taubheitsgefühl verspüren, regen Sie ihn dazu an, das betroffene Körperteil zu bewegen und zu lockern bis das Gefühl wieder vollkommen zurückgekehrt ist (in der Regel ist das schon nach wenigen Sekunden der Fall).
Sollten Sie eine Katalepsie veranlasst haben, die sich suggestiv nicht auflösen lässt (z.B. bei einer Armlevitation senkt sich der Arm nicht von selbst ab oder beim Händefalttest lösen sich die Hände trotz entsprechender Suggestion nicht voneinander), dann tippen Sie einfach mit den Fingerspitzen ein wenig auf den Arm bzw. die Hände. Diese kleine Stimulation aktiviert die Steuerung im sensomotorischen Kortex wieder und sorgt dafür, dass der Klient sehr schnell (zumeist nach ebenfalls nach wenigen Sekunden) die Steuerung wieder zurückerhält.
In diesen Fällen ist es wenig zielführend, Suggestionen immer und immer zu wiederholen - eine kurze Berührung oder eine kurze Bewegung ist zumeist deutlich effizienter und wirksamer, während anhaltende aber wirkungslose Suggestionen auf den Klienten recht unbeholfen wirken, wodurch einige Klienten schnell die Fähigkeiten des Hypnotiseurs, sie sicher durch die Trance zu geleiten anzweifeln, was zu einem unnötigen Vertrauensverlust führen kann.